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Graßlfing

Graßlfing kann auf eine reiche und lange Geschichte zurückblicken. Schon in der jüngeren Steinzeit (Mittelsteinzeit ca. 8000 – 5000 v. Chr.) lebten hier Menschen, wie Funde in Graßlfing und Umgebung beweisen. Da sich die Menschen, der damaligen Zeit vor Witterungseinflüssen schützten, kann angenommen werden, dass in der Mulde bei der Ortschaft Graßlfing eine Siedlung bestand.

Es fanden sich jungsteinzeitliche Reste, u.a. Feuersteine und Tonscherben, von denen ein verzierter der Kultur der Spiral und Linienbandkeramik (ca.5000 v. Chr.) und solche mit Graphitgehalt der Latenezeit ( ca. 450 – 100 v. Chr.) angehören. Am Oberndorferweg fand J. Weig im Jahre 1958 vorgeschichtliche Spuren. Nach den Steingeräten darf mit neolithischen, aber vielleicht auch schon älteren Stufen gerechnet werden.

Die Bronzezeit ( 1800 – 700 v. Chr.) hinterließ in Graßlfing ihre Spuren. Ein Grabfeld (44 Gräber) wurde entdeckt. In späterer Zeit bewohnten Kelten die Fluren in Graßlfing. Spätkeltische Graphitsplitterkeramik (2. bis 1. Jahrhundert v. Chr.) beweisen diese Theorie.

Römerzeit

Die Römerzeit darf bei der Geschichte dieser Ortschaft nicht vergessen werden, bei Oberirading wurde ein Steinaltar aus der Römerzeit gefunden. Die Römerstrasse Augsburg – Regensburg führte am Ort vorbei.

Eine Villa Rustica ist rund 1000 Meter südwestlich noch vollständig im Erdboden verblieben. Sie ist als quadratischer Bau mit einem abgesetzten Nebengebäude errichtet, was anhand von Luftaufnahmen zu sehen ist. Vermutlich wurde das Nebengebäude als Badehaus oder Dampfbad benutzt, da in unmittelbarer Nähe auch Quellen sind. Diese Villa wurde am 2.Januar 1959 durch 2 – 3 Meter aufgeackertes Mauerwerk festgestellt. Im Umfeld sind zahlreiche Siedlungsscherben gefunden worden. Weitere zwei Stellen sind im Ortsbereich nachgewiesen an denen eine Villa Rustica stand.

Graßlfing gehört zu den echten –ing – Orten und ist damit eine germanische Siedlung. Wie viele echte ing – Orte der Umgebung von Regensburg, so weist auch Graßlfing in die Zeit bayerischer Besiedlung um die Mitte des 6. Jahrhunderts hin. Der Name dürfte von der Siedlung eines Grasolf oder Grasulf herkommen. Germaneneinfälle um das Jahr 244 haben die Römer vermutlich vertrieben. Wahrscheinlich siedelte die romanische bzw. romanisierte germanische Bevölkerung weiter in der Gegend.

Von einer bajuwarischen Siedlung dürfte man spätestens um das 7. Jahrhundert ausgehen. Außerdem lassen sich die –ing-Orte entlang der Donau in die frühbajuwarische Zeit des 6. Jahrhunderts einordnen. Die Baiern besiedelten um 520 – 530 das Donautal.

Kloster St. Emmeran als Grundherr

In Urkunden zwischen 1147 – 1177 wurde der Ort Grasolving und von 1177 – 1201 Grasolvegin geschrieben. Für das 12.Jahrhundert lässt sich in Graßlfing ein Geschlecht von Edlen nachweisen, die Grasolfinger, als deren erster Vertreter Chunradus de Grasolving 1171 in einer Verkaufsurkunde des sogenannten Schenkungsbuches des Regensburger Klosters St. Emmeran als Zeuge eines Güterverkaufes erscheint. Im Jahre 1181 wird in einer anderen Emmeramer Urkunde, ein weiterer Graßlfinger erwähnt, nämlich Heinric de Grasoluegin. In dieser Zeit zwischen 1180 und 1220 wird die romanische Kirche errichtet.

1324 erlangte der Abt Conradus de Zante von König Ludwig dem Bayer die Gerichtsbarkeit auf Graßlfing, Matting und Oberndorf. In einer Urkunde beim Hauptstaatsarchiv München erscheint der Graßlfing 1377 als Graselving. Graßlfing war auch Edelsitz eines Geschlechtes der Grasolvinger. Der Wohnsitz innerhalb der Ortschaft kann nicht mehr angegeben werden. 1310 besaß Hadamar II. von Laber einen Hof in Graßlfing, den er dem Kloster Prüfening schenkte. Zuvor hatten diesen Hof Heinrich Haitenkofer und Agnes Schürfin als Lehen.

Im Jahre 1326 nennt sich ein Regensburger Bürger Grasolfingaer. Aus dem Regensburger Steuerregister kann man ersehen, dass er an der Donau (Donauwacht) beheimatet war. Das Geschlecht der Grasolvinger hatte ein eigenes Wappen: Ein ovaler Schild. An der Oberseite war in der Mitte ein Ritterhelm mit geschlossenen Visier und Helmaufsatz, dessen Unterseite in Blau und die obere Seite weiß war. Links und rechts gingen Akanthusranken weg, die bis sich bis zur Mitte des Wappenschildes zogen. Im ovalen Schild dessen Untergrund blau war, war ein weiteres Oval das in Weiß gehalten war. (Wappenbuch der Stadt Regensburg)

Der weitere Regensburger Bürger heißt Nyclas Grasolfinger. Er ist als solcher nachweisbar. 1321 und 1326 erscheint er in der Liste der „Genannten“ (Die etwa 80 Genannten – denomenati – waren wohl Eidhelfer). 1330 und 1334 tritt er in Kaufbriefen auf. Sein Schild ist geteilt. An der Teilung wächst ein halbes Einhorn nach oben. Unten zeigt es neun Kreuze. Sie sind so angeordnet 4, 3, 2. (1330 RUB I 601). 1342 schließlich gehörte Nyclas zu den Anhängern der aus Regensburg vertriebenen aufständischen Familie der Auer und musste wie seine Gesinnungsgenossen für ein Jahr die Stadt verlassen; danach taucht der Name der Graßlfinger in städtischen Urkunden nicht mehr auf.

Kloster Prüfening

1344 verlieh Kaiser Ludwig dem Abte von Kloster Prüfening mit den Dörfern Oberndorf, Matting und Graßlfing die Hofmarkgerechtsame. Die Verwalter der Hofmark wurden anscheinend Hofmeister genannt. 1347/48 wütete im Nachbarort Matting die Pest. Der schwarze Tod raffte damals dort ein Fünftel der Bevölkerung hin. Auch Graßlfing blieb von der Seuche nicht verschont.

Im Jahre 1357 erhielt Ulrich der Räussinger zu Graßlfing vom Regensburger Spital St. Lazarus Hof und Lehen. In diesem Zusammenhang erfährt man auch, dass es zu dieser Zeit in Graßlfing einen Richter namens Ebo (der) Graul gab. Die Nikolauskirche, die sich trutzig in die Ortschaft duckt, gehörte zunächst zu diesem Edelsitz, der nicht viel mehr als ein befestigter Gutshof war.

Am 16. Juni 1435 bekennt Sebastian von Laber, dass „ er von den ewigen Jahrtags wegen, gestiftet von seinen Vorfahren, in dem Gotteshauß zu Prüfeling, wozu sie den Hof in Grasselving geeignet hatten, mit dem Gotteshauß vereinigt worden ist“. Mitsiegler dieser Urkunde war Kaspar, Herr zu Laber.
In Regensburg befand sich damals der sogenannte Sinzenhofer. Dieser wurde am St. Michaelistag 1457 von Hansen Sinzenhofer und Magdalena an das Kloster der Barfüßler Sankt Salvator käuflich überlassen, mit dem Rechtgeding auf seines Bruders Hans Sinzenhofer aus Graßlfing Leib.

Im Jahre 1458 am St. Lorenztag erhielt das Kloster Salvator kaufweise von Hans Sinzenhofer von Graßlfing mit Zustimmung seiner Frau Margareta das Leibgedingerecht auf das Hinterhaus. Nach dem Tode des Hansen soll das ganze Hinterhaus dem Kloster zufallen. Diese Urkunde wurde damals von Hansen Sinzenhofer, Hans Sinzenhofer, Leonhard Grafenreuther, Schultheiß von Regensburg, gesiegelt (Staatsarchiv Landshut).

1580 durfte mit Zustimmung des Landgerichtsbezirkes Kelheim in den Landgerichtsbraustätten und Tafernen, sowie in Hofmarksbrauereinen und Tafernen Bairischwein und Bier ausgeschenkt werden. „Grasslfing! ist namentlich erwähnt.

Im Jahre 1608 ist im nahen Abbach (heute Bad Abbach) ein Leonhard Graslfinger als Pfarrer genannt. Im 30jährigen Krieg wurde Graßlfing stark in Mitleidenschaft gezogen, denn es wird berichtet, dass der Ort 1650 „öd und leer“ war. Das Pestjahr war besonders stark im Donauknie von 1633 bis 1634. Die Schweden, die 1644 Kloster Prüfening belagerten, zu dessen Grundeigentum Graßlfing gehörte fielen ab 1633 öfters in der Ortschaft ein.

Spanischer Erbfolgekrieg

Im Jahre 1704 ging Regensburg an die kaiserlichen Truppen, die im Spanischen Erbfolgekrieg die Stadt besetzten. Der kaiserliche General Graf von Herbeville unternahm von Regensburg aus von Zeit zu Zeit Streifzüge in das benachbarte Land. Am 5. Oktober versuchten kaiserliche Reiter die Tür der Kirche aufzusprengen. Da dies misslang stiegen sie durch das Dach in das Gotteshaus ein, plünderten es und stahlen aus dem mit Gewalt geöffnetem Tabernakel ein Ziborium mit konsekrierten Hostien. Der Messkelch konnte noch vor dem Ansturm in Sicherheit gebracht werden.

Im August 1799 zog das zweite russische Armeekorps unter General Korsakov, 36319 Mann und 21608 Pferde zählend, in drei Kolonnen von Regensburg her durch Graßlfing. Im gleichen Jahr ging die russische Hilfsmacht auf dem gleichen Weg wieder in seine Heimat zurück

Napoleon

Der Pfarrvikar von Matting und letzter Prior von St. Emmeran Pater Maurus Baumann berichtete aus der Zeit der napoleonischen Kriege. „ Weil die Franzosen von Pentling her wieder retieren (zurückziehen) mussten, so lagerten sie bei uns in Graßlfing. In dieser Nacht – nach dem Gefecht am 14. Juli 1800 – ward die Kirche von denselben erbrochen sowie auch die Sakristey, der Tabernakel eingehauen, das Ziborium verletzt, aber zurückgelassen, die Hl. Hostien ausgeschüttet, die Albe in zwei Teile zerrissen, der Kelch weggenommen, die Patene zurückgelassen, der Opferstock zerschlagen und das Geld geraubt. Den Chorröcken und anderen Kircheneffekten geschah nichts.“

Am 26. Dezember wurde die Kirche erneut aufgebrochen (Fenster der Sakristei). Es wurden diesmal nur Kerzenreste und die vergoldeten Ölflaschen mitgenommen.

Im April 1809 machten die Graßlfinger wieder mit den Truppen Napoleons Bekanntschaft. Beschlagnahme von Vieh und Gegenständen für die Versorgung der Truppen war an der Tagesordnung.

Neuzeit

Im Jahre 1871 wird die Freiwillige Feuerwehr gegründet und in die Grundliste des Bayerischen – Feuerwehr – Verbandes im Januar 1873 eingetragen. Am 31. März 1873 wird eine Handdruckspritze angeschafft, die noch vorhanden ist.

1907 wurde von kgl. Oberregierungsrat Müller die Wasserleitung für den Ort genehmigt und der Bau derselben ausgeführt. Eine steinerne Erinnerungstafel war am alten Feuerwehrgerätehaus angebracht worden und wurde nach dessen Abbruch am Gerätehaus (Weiherweg 1) eingemauert.

1907 fand die erste Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr statt.

Es fielen 5 Männer des Ortes im I. Weltkrieg.

Im Jahre 1922 wurde die Schützengesellschaft Eichenlaub im Gasthaus Josef Mölzl von 13 Männern gegründet.

In den Jahren während der beiden Kriege wird im Jahre 1923 ein Schulhaus erbaut (heute wird sie als Gaststätte genutzt) und 1924 feierlich eröffnet.

Auch der zweite Weltkrieg forderte Opfer aus der Bevölkerung. Es waren 6 Gefallene und 1 Vermisster.

1952 wurde der Schützenverein im Gasthaus Franz Mayer wieder gegründet nachdem er während des Dritten Reiches aufgelöst worden war.

1953 wurde die erste Feuerwehrfahne renoviert und wieder geweiht, sowie das neue Feuerwehrgerätehaus am Weiherweg 1, welches die Wehrmänner selbst errichteten

1972 schlossen sich Graßlfing, Matting und Großberg zu einer Gemeinde zusammen.

1978 kam man zur jetzigen Gemeinde Pentling

2003 wurde das neue Feuerwehrgerätehaus am Weiherweg 17 eingeweiht und ein Tragkraftspritzenfahrzeug beschafft.

2004 wurde das neue in Eigenleistung errichtete Schützenheim in Betrieb genommen.

Schule

Die Teilung des Schulverbandes kostete die damalige Gemeinde Graßlfing 8000 Mark. Bis zur Erbauung der Graßlfinger Schule im Jahre 1923 mussten die Kinder Tag für Tag nach Matting in die Volksschule gehen. Ein im Winter oft sehr beschwerlicher Weg, der durch den Wald führte. Rund eine dreiviertel Stunde dauerte es, bis man das Schulhaus oder den heimatlichen Herd wieder erreicht hatte.
Eröffnet wurde das Schulhaus im Jahre 1924.

1967 schlossen sich Graßlfing, Großberg und Hohengebraching zu einer Verbandsschule zusammen. In diesem Gebäude mit dem Walmdach wurde bis 1972 unterrichtet. Heute besuchen die Kinder des Ortes die Grundschule in Großberg bis zur vierten Klasse. Die Klassen fünf bis neun werden in Bad Abbach unterrichtet.

Die Lehrer haben in früherer Zeit im Schulhaus gewohnt und im großen Schulsaal bis 1964 alle acht Jahrgänge unterrichtet. Erst dann wurden die Jahrgänge eins – vier und fünf – acht getrennt. Der Unterricht für die Großen fand im Nebenraum statt, der auch als Gemeindekanzlei diente. Heute ist aus dem Schulhaus eine Gastwirtschaft geworden. Das Haus wurde 1976 verkauft.

Einwohner:
31.12.1895 158 Einwohner
31.12.1916 26 Häuser und 167 Einwohner
29.10.1946 628 Einwohner (es waren viele Flüchtlinge im Dorf)
Herbst 1955 365 Einwohner
14.03.1977 460 Einwohner
31.12.2000 599 Einwohner
31.12.2001 690 Einwohner
31.12.2002 720 Einwohner  
Dorfnamen:
Graßlfing Frösche
Matting Hummel
Großberg Katzenschinder
Niedergebraching Hulingpatscher oder Odelpatscher
Hohengebraching Herrgottschnitzer
Oberndorf Spellingscheißer
Bad Abbach Staffelscheißer
Irting Loamtreter


Wie es im einzelnen zu diesen Dorfnamen kam, ist nicht mehr ganz zu klären. Teilweise haben sie eine geschichtliche oder allgemeine Bedeutung oder es waren Streiche, die die Dorfbewohner selbst getrieben haben oder mit ihnen getrieben wurden. Bis in die siebziger Jahre waren sie Auslöser für Raufereien bei Faschings-, Mai-, Pfingst-, Kirta- und Weihnachtstanzveranstaltungen.

Graßlfing / Niederbayern und Graßlfing / Oberbayern

Im deutschen Sprachraum gibt es drei Graßlfing. Die niederbayerische Ortschaft mit gleichem Namen besteht aus den zwei Ortsteilen Ober- und Untergraßlfing, sie gehört zur Gemeinde Laberweinting, Landkreis Straubing – Bogen und ist rund 40 Kilometer von uns entfernt. Bekannt ist der Ort durch seine Wallfahrtskirche St. Maria Himmelfahrt. Beide Ortsteile zählen 160 Einwohner.

Graßlfing in Oberbayern gehört zur Stadt Olching. Die einzelnen Häuser des Ortes sind weit verstreut im Moos. Eine geschlossene Ortschaft mit ca. 35 -40 Häuser besteht nur am Ortsrand von Olching. Die anderen Gehöfte sich viele Weiler und Einzel stehende Häuser. Das Wirtshaus „Zum Haderecker“ und das rund 1000 Meter entfernte Feuerwehrgerätehaus bilden den zentralen Punkt. Graßlfing war eine reiche Gemeinde aufgrund der Torfproduktion im Moor.

Heute führt eine Autobahn durch das Gemeindegebiet. Als Vereine halten die Freiwillige Feuerwehr, der Schützenverein Immergrün und der Trachtenverein Almrausch das Vereinsleben hoch. Rund 300 Einwohner zählt die weit verstreute Ortschaft. Entfernung ca. 100 Kilometer.

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